Geburtstagsgedichte

Also mit Gedichten, Poesie und Versen ist es manchmal so eine Sache, denn wenn so mancher hört, heute wird ein Gedicht vorgetragen, dann kann es schon mal vorkommen, dass die Nase gerümpft wird. Aber doch nicht bei einem schönen Geburtstagsgedicht, oder? Tatsache ist, dass klassische Geburtstagsgedichte keinesfalls aus der Mode gekommen sind. Sie genießen noch immer ganz stolz ihre Daseinsberechtigung, da sie zu Geburtstagen einerseits gerne ein Plätzchen in Glückwunschkarten finden, andererseits Teil von Geburtstagsreden, Sketchen und Co. sind. Mit einem Geburtstagsgedicht ist es genau genommen wunderbar möglich, eine wundervolle und sehr ausdrucksstarke Botschaft zum ganz persönlichen Ehrentag im Jahr zu überbringen. Mit den darin enthaltenen Metaphern werden Wertschätzung, Freundschaft und Zuneigung gegenüber Jubilaren und Jubilarinnen zum Ausdruck gebracht. Schauen Sie gerne bei uns rein und holen Sie sich die schönsten Gedichte zum Geburtstag zum Rezitieren – sei es für Geburtstagskarten, eine liebe Message, die per WhatsApp und SMS verschickt wird (man glaubt es kaum – klassische bzw. traditionelle Gratulationsmethoden à la mit einem Gedicht gratulieren lassen sich wunderbar mit der Zeit der Moderne, nämlich digitalen Kommunikationsdiensten, kombinieren), oder für besondere Ansprachen, eine Geburtstagszeitung zu runden Jubeltagen und vielem mehr. Holen Sie sich das passende Gedicht zum Geburtstag aus dem jeweiligen Themengebiet – unsere Sammlung enthält neben kurzen, schönen und weisen Gedichten auch lustige, coole, bedeutungsvolle und nachdenkliche Geburtstagsverse.

Geburtstag, sei mir willkommen!
Und fröhlich will ich an dir sein,
Das hab ich mir recht vorgenommen,
Und trinken Wein
Und trinken Wein und singen Lieder –
Aber Geburtstag, komm auch, wenigstens noch einmal, wieder.
Matthias Claudius

Sag selbst, was ich dir wünschen soll,
ich weiß nichts zu erdenken.
Du hast ja Küch’ und Keller voll,
nichts fehlt in deinen Schränken.
Friedrich von Schiller

Dem schönen Tag sei es geschrieben!
Oft glänze dir sein heiteres Licht.
Uns hörest du nicht auf zu lieben,
doch bitten wir: Vergiss uns nicht.
Johann Wolfgang von Goethe

Das Alter

Das Alter ist ein höflich’ Mann:
Einmal übers andre klopft er an;
Aber nun sagt niemand: Herein!
Und vor der Türe will er nicht sein.
Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,
Und nun heißt’s, er sei ein grober Gesell.
Johann Wolfgang von Goethe

Obgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir
So lang dir kömmt, lass keinen Zweifel doch
Ins Herz, als wär’ die Zärtlichkeit des Sohns,
Die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust
Entwichen. Nein, so wenig als der Fels,
Der tief im Fluss vor ew’gem Anker liegt,
Aus seiner Stätte weicht, obgleich die Flut
Mit stürm’schen Wellen bald, mit sanften bald
Darüber fließt und ihn dem Aug’ entreißt,
So wenig weicht die Zärtlichkeit für dich
Aus meiner Brust, obgleich des Lebens Strom
Vom Schmerz gepeitscht bald stürmend drüber fließt,
Und von der Freude bald gestreichelt still
Sie deckt und sie verhindert, dass sie nicht
Ihr Haupt der Sonne zeigt und ringsumher
Zurückgeworfne Strahlen trägt und dir
Bei jedem Blicke zeigt, wie dich dein Sohn verehrt.
Johann Wolfgang von Goethe

wir stehen still und schau’n zurück,
dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
und dort der Jugend lautes Glück.Noch einmal schau, und dann gekräftigt weiter.
Erhebe deinen Wanderstab!
Hin dehnt ein Bergesrücken sich, ein breiter,
und hier nicht, drüben gehts bergab.

Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu steigen,
die Ebne zieht von selbst dich fort;
dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen,
und eh du’s denkst, bist du im Port.
Friedrich Rückert

Rastlos vorwärts musst Du streben,
nie ermüdet stille stehn,
willst Du die Vollendung sehn;
musst ins Breite Dich entfalten,
soll sich Deine Welt gestalten;
in die Tiefe musst Du steigen,
soll sich Dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
nur die Fülle führt zur Klarheit,
und im Abgrund wohnt die Wahrheit.
Friedrich von Schiller

Noch gern der Zeit gedenk ich,
als alle meine Glieder noch gelenkig,
bis auf eins.
Die Zeit ist längst vorüber,
steif sind alle meine Glieder,
bis auf eins.
Volksmund

Nicht lange will ich meine Wünsche wählen,
bescheiden wünsch ich zweierlei:
Noch fünfzig solcher Tage sollst du zählen
und allemal sei ich dabei!
Eduard Mörike

Alles fügt sich und erfüllt sich,
musst es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr’ und Felder reichlich gönnen.

Bis du eines Tages jenen
reifen Duft der Körner spürest
und dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führest.
Christian Morgenstern

Ist kein schönerer Tag doch
In der Welt so wie heut!
Und es hat unser Herze
Sich noch nie so gefreut.

Ja, wir freuen uns Alle
Heissa heissassa sa!
Denn es ist dein Geburtstag,
Lieber, guter Papa!

Und wir wanden dir Kränze,
Und wir flochten hinein
Unsre innigsten Wünsche
Für dein Wohl und Gedeih’n.

Sei so froh wie die Blumen,
Wie die Blätter so grün!
Mag für uns, deine Lieben,
Stets dein Leben so blüh’n!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Alles Gute wünsche ich dir heute,
Viele Geschenke und vor Allem nette Leute.
Und zu deinem Wiegenfeste
wünsch ich dir natürlich nur das Beste.
Amalia von Wendlingen

Sie haben es vollkommen richtig erkannt – unsere Auswahl an Geburtstagsgedichten ist wahrhaftig groß; und dennoch muss das passende Gedicht erst einmal ausfindig gemacht werden. Immerhin möchte man ja auch den persönlichen Geschmack des Jubilars bzw. der Jubilarin treffen und keinesfalls in ein Fettnäpfchen treten, weil das ausgesuchte Geburtstagsgedicht vielleicht zu lustig, zu weise oder zu herzlich verfasst ist. Gehen Sie auf das Geburtstagskind im Hinblick auf seine Person, sein Wesen, seinen Charakter, seine persönlichen Vorlieben bei Versen und Geburtstagstexten sowie seinen individuellen Humor und Sinn für Späße instinktiv ein und versuchen Sie, Ihr jeweiliges Gedicht zum Geburtstag daran anzupassen. Vielleicht gelingt es Ihnen ja sogar, ein paar Geburtstagsverse selbst zu schreiben, gewisse Erlebnisse und besondere Momente aus der Lebenslaufbahn des Jubilars bzw. der Jubilarin zu integrieren und so ein personalisiertes Gesamtwerk mit poetischem Charakter entstehen zu lassen. Auch bei runden Geburtstagen darf es gerne etwas mehr sein – wie wäre es da beispielsweise mit einem Gedicht, das Sie gesanglich zum Besten geben und melodisch auf das Lieblingslied des Jubilars bzw. der Jubilarin abstimmen? Eines ist in jedem Fall klar – mit Gedichten zum Geburtstag sind Sie in jeder Hinsicht perfekt bedient, denn sie sorgen für Freude, lockere Stimmung und Erheiterung. Dies gilt auch für die Integration in Geburtstagsreden, wo ein schönes Gedicht als Keynote und Einleitung direkt am Beginn eingebaut werden kann.

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage Dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Wilhelm Busch

Ich wünsche, dass dein Glück
sich jeden Tag erneue,
dass eine gute Tat
dich jede Stund erfreue!
Und wenn nicht eine Tat,
so doch ein gutes Wort,
das selbst im Guten wirkt,
zu guten Taten fort.
Und wenn kein Wort,
doch ein Gedanke schön und wahr,
der dir die Seele mach
und rings die Schöpfung klar.
Friedrich Rückert

Freude soll nimmer schweigen.
Freude soll offen sich zeigen.
Freude soll lachen, glänzen und singen.
Freude soll danken ein Leben lang.
Freude soll dir die Seele durchschauern.
Freude soll weiterschwingen.
Freude soll dauern
Ein Leben lang.
Joachim Ringelnatz

Ich wünsche Dir alles Gute,
Und wünsche Dir alles Glück!
Des Schicksals eiserne Rute,
Sie weiche vor Dir zurück!
Ich wünsche Dir schöne Träume,
Und schönere Wirklichkeit,
Und üppige Blütenbäume
Und stete Fröhlichkeit.
Ich wünsche Dir ein Jahrhundert,
Und Frische der Jugend dabei,
Damit sich ein Jeder verwundert,
Wie rüstig die Edle sei!
Doch was für mich ersehne,
Das ratest Du alsobald:
Mein Ohr vernehme Deine Töne,
So lang’ ihm noch etwas schallt!
So lange es fähig zu hören! –
Mein Auge, so lange es sieht –
Sie mögen Dich sehen und hören!
Mein Herz, das für Dich erglüht!
Es möge Dich wonniglich fühlen,
Bevor es von hinnen zieht!
Dann scheid’ ich mit Dankesgefühlen
Mit einem zufriedenen Lied!
Friederike Kempner

Wir wünschen alles Gute
zu deinem neuen Jahr.
Es soll noch besser werden
als das alte war.

Glück, Freude und Gesundheit
soll’n dir beschieden sein.
Und dieses kleine Päckchen,
das ist von jetzt an dein.

Wir haben uns versammelt
an diesem schönen Ort.
Und wenn’s jetzt nix zu essen gibt,
dann geh’n wir wieder fort.
Volksmund

Wer die Körner wollte zählen,
Die dem Stundenglas entrinnen,
Würde Zeit und Ziel verfehlen,
Solchem Strome nachzusinnen.

Auch vergehn uns die Gedanken,
Wenn wir in dein Leben schauen,
Freien Geist in Erdeschranken,
Festes Handeln und Vertrauen.

So entrinnen jeder Stunde
Fügsam glückliche Geschäfte.
Segen dir von Mund zu Munde!
Neuen Mut und frische Kräfte!
Johann Wolfgang von Goethe

Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst dich ums Vergangne nicht bekümmern;
Das Wenigste muss dich verdrießen;

Musst stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.
Johann Wolfgang von Goethe

Ein schönes Alter ist des Lebens Krone;
Nur dem, der sie verdient, wird sie zum Lohne!
Wer lange trug des Daseins schwere Bürde
Und alt sein Haupt noch aufrecht hält mit Würde,
Gibt dadurch Zeugnis, daß er seinem Leben
Von Jugend auf den rechten Halt gegeben.
Friedrich Martin von Bodenstedt

Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit …
hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
Das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang …
hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
Das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Otto Flaischlen

Der Meister sprach:
“Ich war fünfzehn, und mein Wille stand aufs Lernen,
mit dreißig stand ich fest,
mit vierzig hatte ich keine Zweifel mehr,
mit fünfzig war mir das Gesetz des Himmels kund,
mit sechzig war mein Ohr aufgetan,
mit siebzig konnte ich meines Herzens Wünschen folgen,
ohne das Maß zu übertreten.”
Konfuzius

Ach, wie schön, dass Du geboren bist!
Gratuliere uns, dass wir Dich haben,
Dass wir Deines Herzens gute Gaben
Oft genießen dürfen ohne List.

Deine Mängel, Deine Fehler sind
Gegen das gewogen harmlos klein.
Heut nach vierzig Jahren wirst du sein:
Immer noch ein Geburtstagskind.

Möchtest Du: nie lange traurig oder krank
Sein. Und wenig Hässliches erfahren.-
Deinen Eltern sagen wir unseren
Fröhlichen Dank dafür,
Dass sie Dich gebaren.

Gott bewirke Dir
Alle Deine Schritte;
Ja, das wünschen wir,
Deine Freunde und darunter (bitte)
Dein/e …
Joachim Ringelnatz

So unterschiedlich wie Menschen im Bezug auf ihre Charaktereigenschaften sein können, genau so divers kommen auch unsere Geburtstagsgedichte daher. Lassen Sie sich inspiriren, von unseren vielseitigen Versen zum Geburtstag und wählen Sie Ihr favorisiertes Gedicht im Hinblick auf Ihren präferierenden Themenschwerpunkt aus. Wie wäre es also mit einem Geburtstagsgedicht, das über den Jubilar bzw. die Jubilarin als Person ein paar Worte verliert? Auch können poetisch Stärken und Schwächen in Form eines Gedichts hervorgehoben werden – in diesem Sinne würden wir wohl eher von lustigen Geburtstagsgedichten sprechen, die ein paar witzige Anekdoten und humorvolle bzw. neckende Seitenhiebe einfügen. Gedichte zum Geburtstag können aber auch über das bisherige Leben des Jubilars bzw. der Jubilarin reflektieren, über private und berufliche Erfolge erzählen und quasi das Leben und wichtige Stationen aus den vergangenen Lebensjahren des Geburtstagskindes gekonnt und gelungen, eben als Gedicht zum Geburtstag erzählt, Revue passieren lassen. Überdies kommt es auch sehr gut an, mit Geburtstagsversen einen Ausblick für die Zukunft des Jubilars bzw. der Jubilarin zu gewähten – also für alles, was kommen mag, könnte und wird, beispielsweise eine Familie gründen, Heirat, Haus bauen / Eigenheim, etc. Das alles noch zusätzlich perfekt verpackt, eben im Rahmen von ansprechenden Geburtstagskarten oder selbst gestalteten Glückwunschkarten zum Geburtstag, kann eine wundervolle Geburtstagsbotschaft inklusive Grüße, Wünsche und Gratulation entstehen lassen. Unser Tipp am Rande: Geburtstagsgedichte stehen in einer Geburtstagskarte in der Regel direkt am Kartenbeginn; so können sie als gedankliche Inspiration fungieren und ein paar weise Worte als Einleitung liefern.

Der Bäcker bringt dir Kuchenbrot,
Der Schneider einen Mantel rot,
Der Kaufmann schickt dir, weiß und nett,
Ein Puppenkleid, ein Puppenbett
Und schickt auch eine Schachtel rund
Mit Schäfer und mit Schäferhund,
Mit Hürd’ und Bäumchen, paarweis je,
Und mit sechs Schafen, weiß wie Schnee,
Und eine Lerche, tirili,
Seit Sonnenaufgang hör’ ich sie,
Die singt und schmettert, was sie mag,
Zu meines Lieblings Namenstag.
Theodor Fontane

Das große Glück, noch klein zu sein,
sieht mancher Mensch als Kind nicht ein
und möchte, dass er ungefähr
so 16 oder 17 wär’.

Doch schon mit 18 denkt er: “Halt!
Wer über 20 ist, ist alt.”
Warum? Die 20 sind vergnüglich –
auch sind die 30 noch vorzüglich.

Zwar in den 40 – welche Wende –
da gilt die 50 fast als Ende.
Doch in den 50, peu à peu,
schraubt man das Ende in die Höh’!

Die 60 scheinen noch passabel
und erst die 70 miserabel.
Mit 70 aber hofft man still:
“Ich schaff’ die 80, so Gott will.”

Wer dann die 80 biblisch überlebt,
zielsicher auf die 90 strebt.
Dort angelangt, sucht er geschwind
nach Freunden, die noch älter sind.

Doch hat die Mitte 90 man erreicht
– die Jahre, wo einen nichts mehr wundert -,
denkt man mitunter: “Na – vielleicht
schaffst du mit Gottes Hilfe auch die 100!”
Wilhelm Busch

Frisch und munter, frei und froh,
die Sonne scheine nicht irgendwo,
sondern auf dich und dein Gesicht.
Wind im Rücken und Moos in der Tasche,
das wünscht dir dieses kleine Gedicht,
Ach lach nicht, das ist halt meine Masche.
Amalia von Wendlingen

Zur Geburtstagsfeier

Feierlich empfangen wir die Sonne,
Mit der Freude herzlichem Gesang,
Wo des jungen Lebens Frühlingswonne
Einst auf deine Wiege niedersank:

Sieh! wir bringen mit gerührtem Herzen
Dir, o Vater! diese Blumen dar.
Winde, Vater! unter frohen Scherzen
Sie dir lächelnd in das Silberhaar!

Denn der Gute, der des Schönen Pflanze
Früh schon in dem reinen Busen nährt,
Welcher nach der Tugend heil’gem Kranze
Ringt – er ist der Freudenthräne werth. –
Friedrich von Schiller

Als du warst ein Kind wie ich,
mochtest du doch sicherlich
an Familienfeiertagen
auch nicht gern Gedichte sagen.
Drum erspar die Verse mir
und nimm einen Kuss dafür.
Volkstümlich

Die Jahre

Die Jahre sind allerliebste Leut’:
Sie brachten gestern, sie bringen heut,
Und so verbringen wir Jüngern eben
Das allerliebste Schlaraffenleben.
Johann Wolfgang von Goethe

Werde, was du noch nicht bist,
bleibe, was du jetzt schon bist.
In diesem Bleiben und diesem Werden
liegt alles Schöne hier auf Erden.
Franz Grillparzer

Der Mann bracht’ es auf siebzig gar;
Das heißt: Von seinem siebenten Jahr
Hat all sein Wirken von Kind bis jetzt
Nur eine Null ihm zugesetzt.
Franz Grillparzer

Gedichte damals und heute…

Gedichte sind Balsam für die Seele; sie tun uns gut, ihre Worte regen zum Nachdenken an und wir hinterfragen sehr viele Aspekte, die darin enthalten sind. Ebenso ergeht es uns natürlich auch mit Geburtstagsgedichten, die heutzutage sehr gerne als Form von Glückwünschen und Gratulationen zum ganz persönlichen Jubeltag im Jahr genutzt werden bzw. Verwendung finden. Aber mal ganz ehrlich – war das eigentlich schon immer so? Um genau zu sein – nein! Wagen wir doch einfach gemeinsam einen Rückblick auf die Zeit des Minnesangs. Damals, als die Minnesänger im Hochmittelalter durch die Lande zogen, waren keinerlei Geburtstagsgedichte zu finden. Selbiges gilt für die Literatur der Renaissance und des Rokoko, wo nur einige wenige ausgewählte Beispiele für Geburtstagspoesie existieren. Tatsache ist nämlich, dass Geburtstagsfeiern bis zur Französischen Revolution nur bei Hofe ausgerichtet wurden; erst danach wurde die Sitte, Geburtstage zu feiern, für alle Menschen eingeführt und folglich zu einem Brauchtum, das sich bis in unsere heutige Zeit durchgezogen hat.

Große Dichter und Poeten à la Schiller und Goethe haben im späten 18. Jahrhundert damit begonnen, Geburtstagsgedichte zu schreiben; da man diese Art von Poesie und Lyrik damals jedoch nicht als „große Dichtkunst“ ansah, wurden sehr viele Geburtstagsverse erst gar nicht in Gedichtebände niedergeschrieben oder in anderen Sammlungen aufgenommen und gingen folglich verloren.

Bis heute ist es eine beliebte Tradition, im Rahmen von Glückwunschkarten zum Geburtstag berühmte, namhafte und sehr bedeutende Dichter zu zitieren. Wenn auch Sie mit dem Gedanken spielen, in Ihre nächste Geburtstagskarte ein schönes Geburtstagsgedicht zu integrieren, dann brauchen Sie auch gar nicht erst lange suchen: Angefangen von Friedrich von Schiller und Johann Wolfang von Goethe über Joachim Ringelnatz und Wilhem Busch bis hin zu Theodor Fontane, Heinrich Heine und Matthias Claudius – sie alle sind populäre Dichter, die uns ein riesengroßes und breit gefächertes Repertoire an erstklassigen Geburtstagsgedichten in den unterschiedlichsten Variationen, Typen und Stilen hinterlassen haben!

Einer der großartigsten Dichter überhaupt ist Friedrich von Schiller. Er war einer der ersten Poeten, der damit begann, Gedichte für Freunde, Bekannte und die Familie zu schreiben; er kam genau genommen auf dei geniale Idee, ein schönes Gedicht einem lieben Menschen widmen zu wollen. Damals konnte noch keiner ahnen, zu welcher großen Tradition dies einmal werden würde. Diesem Trend folgte übrigens auch Schillers bester Freund Johann Wolfgang von Goethe. Er sprang, auf gut Deutsch, mit auf den Zug auf und verfasste kurze Geburtstagsgedichte, die jedoch sehr oft von Pessimismus und schlechter Stimmung sowie negativen Aspekten geprägt waren. Seinen Unmut über gewisse Dinge sowie seine schlechte Laune, die er manchmal hatte, griff er in seinen Gedichten auf – dies ist wohl auch der Grund, warum seine Geburtstagsgedichte eher keine Werke wurden, die bei Geburtstagsfesten und –feiern heutzutage zitiert werden.

Joachim Ringelnatz hat im Gegensatz zu Friedrich von Schiller und Johann Wolfgang von Goethe wieder einen komplett anderen Stil zum Dichten und Schreiben schöner Geburtstagspoesie. Er schaffte es, seine Worte so in Verse zum Geburtstag zu kleiden, dass man sie auch heute, fast zwei Jahrhunderte später, noch immer gerne hört, zitiert und in Geburtstagskarten niederschreibt. Seine Gedichte zum Geburtstag à la „Ach, wie schön, dass du geboren bist! Gratuliere uns, dass wir dich haben!“ muss man einfach mögen…

Gedichte sind trotzdem nicht immer Jedermanns Sache; der Grund hierfür ist meist darin zu suchen, dass sie oft sehr schwer zu deuten sind. Nicht jeder kann damit etwas anfangen, Botschaften, die mit Gedichten transportiert werden, zuerst einmal hinterfragen zu müssen, bevor man sie ganzheitlich verstehen kann. Sie beinhalten in der Regel eine Reihe von Metaphern, die man erkunden und entschlüsseln möchte. Ja, Gedichte und schöne poetische Verse verlangen es, zwischen den Zeilen zu lesen, interpretationsfreudig damit umgehen zu können und dies auch instinktiv selbst zu wollen. Sind diese Voraussetzungen vollständig erfüllt, so wird man große Freude am Umgang mit Gedichten und im Speziellen natürlich auch mit Geburtstagsgedichten haben werden.

Wer dichterisches Talent besitzt, der kann sich gerne selbst an das Schaffen von besonderen poetischen Werken und Versen zum ganz persönlichen Jubeltag machen. Und so schwierig ist das im Grunde genommen gar nicht – nehmen Sie sich einfach ein wenig Zeit und überlegen Sie, was Sie dem Jubilar bzw. der Jubilarin mit Ihrem Geburtstagsgedicht eigentlich sagen möchten. Versuchen Sie anschließend, Ihre Gedanken zu ordnen und diese in Verse zusammenzufassen. Wenn es Ihr erstes Gedicht zum Geburtstag werden soll, so vernachlässigen Sie erst einmal jegliche Reimschema und Reimmuster; konzentrieren Sie sich einzig und allein auf den Inhalt sowie darauf, dass Ihre Geburtstagsverse in sich stimmig sind. Auf diese Weise werden Sie ein gelungenes und wahrlich originelles Werk entstehen lassen können, das vor allem aber für den Jubilar bzw. die Jubilarin einen wundervollen persönlichen Erinnerungswert an Sie als Gratulant bzw. Gratulantin haben wird. Wer damit trotz allem nicht so recht etwas anfangen kann und mit der Eigenkreation von Gedichten zum Geburtstag nicht gut Freund wird, der zitiert einfach die Großen der Großen unserer Geburtstagsdichtkunst – nämlich allen voran Schiller, der uns ein umfangreiches Spektrum an unsterblicher Literatur zum Verwenden für schöne Geburtstagswünsche hinterlassen hat!

Ein Geburtstagsgedicht selbst schreiben…

Unser ultimativer Geburtstagstipp für Sie: Wenn ein Gedicht zum Geburtstag seitens eines Gratulanten bzw. einer Gratulantin selbst verfasst wird, so wäre es doch eine wundervolle Idee, das jeweilige Werk mit ganz persönlichen Informationen rund um das Geburtstagskind auszustatten und aufzubauen. Wagen Sie mithilfe der Poesie doch einfach einen Rückblick auf bereits Geschafftes, Erreichtes und Erlebtes des Jubilars bzw. der Jubilarin, sprechen Sie ihm bzw. ihr Lob, Anerkennung und Wertschätzung aus und bringen Sie mit besonderen Versen zum Geburtstag Freundschaft, Liebe, Herzlichkeit und Zuneigung zum Ausdruck. Ihre lieben und guten Glückwünsche zum Geburtstag können Sie also krönenden Abschluss ebenfalls noch mit einfließen lassen.

Nicht jeder ist der geborene Dichter – und das ist auch gut so, denn sonst wären wir ja alle im Endeffekt ähnlich oder vielleicht sogar komplett gleich. Hobby-Dichter, die in ihrer Freizeit wirklich tolle Werke kreieren, besitzen sehr wohl ein gewisses Sprachgefühl. Hier werden keine Verse einfach planlos aneinandergereiht, sondern mit Bedacht und dem Kennen von diversen Versregeln eindrucksvolle poetische Kunstwerke erstellt. Wer ein Gedicht selbst schreibt, der hat normalerweise riesengroße Freude am Umgang mit der Sprache; man weiß, wie man mit der Sprache spielen, ihre Vielseitigkeit großartig einsetzen und daraus etwas Neues und Großartiges entstehen lassen kann. Und damit ein Geburtstagsgedicht in seiner Gesamtform noch origineller wird, ist es fast Pflicht, sich an diversen Reimmustern und Versregeln zu bedienen; der Klang der Verse ist plötzlich ganz anders, die einzelnen Verszeilen finden harmonischer zueinander, sie verbinden sich sozusagen miteinander und kreieren in ihrer Gesamtheit einen fertigen zusammenhängen Vers, der in Kombination mit vielen weiteren ein außergewöhnliches Gedicht entstehen lässt. An folgend seien ein paar Reime und Reimformen genauer erklärt:

  • Anfangsreim: Das ist ein Reim der Anfangswörter zweier aufeinanderfolgender Verse, zum Beispiel: Ein Laub, das grünt und fällt geschwind. / Ein Staub, den leicht vertreibt der Wind.
  • Endreim: So bezeichnet man den Gleichklang zweier oder mehrerer Verse vom jeweils letzten betonten Vokal des Verses an; also einen Reim am Ende der Verszeile, zum Beispiel: Uns ist in alten mæren / wvnders vil geseit, von helden lobebæren / von grozer arebeit, von frövden hôchgezîten / von weinen unde von klagen, von küener recken strîten / mvget ir nv wvnder hœren sagen. […] „Nibelungenlied“
  • Paarreim: Hier werden immer zwei aufeinanderfolgende Verse miteinander verknüpft, zum Beispiel: Ich bin der wohlbekannte Sänger, Der vielgereiste Rattenfänger, Den diese altberühmte Stadt, Gewiß besonders nötig hat. Und wären’s Ratten noch so viele, Und wären Wiesel mit im Spiele: Von allen säubr’ ich diesen Ort, Sie müssen miteinander fort. […] „Der Rattenfänger“ von Johann Wolfgang von Goethe
  • Kreuzeim: Der Reim folgt erst in der übernächsten Zeile, wodurch sich der Reim also mit den anderen überschneidet, zum Beispiel: Es graut von Morgenreif, in Dämmerung das Feld, da schon ein blasser Streif, den fernen Ost erhellt. […] „Früh im Wagen“ von Eduard Mörike
  • Umarmender Reim: Bei diesem Reim umschließt ein Reim den anderen, zum Beispiel: Herr! Schicke, was du willst, Ein Liebes oder Leides; Ich bin vergnügt, daß beides Aus deinen Händen quillt. […] „Gebet“ von Eduard Mörike

Eine schöne und auch durchaus sehr beliebte Tradition ist es, wenn Eltern für ihre Kinder und Kinder wiederum für ihre Eltern dichten. Dabei handelt es sich um ein ganz besonderes Brauchtum, das im Laufe der Jahre weite Kreise zieht. Es sind ganz persönliche Werke, die oft einschneidende Auszüge aus dem Leben eines lieben Menschen der Familie aufgreifen und diese mit der Kraft der Poesie sehr eindrucksvoll, gefühlvoll, bewegend und teils auch sehr ergreifend Revue passieren lassen. Oder aber selbst geschriebene Geburtstagsgedichte werden von Kindern genützt, um sich bei den Eltern für etwas ganz Bestimmtes zu bedaken –zum Beispiel für die stetige Unterstützung im Leben, allen voran in der Schulzeit, in der es ohne Mama und Papa an der Seite nicht immer so einfach gewesen wäre. Es gibt mit Sicherheit sehr viele Aspekte, die sich wunderbar eignen, sie aufzugreifen und in Gedichten zum Geburtstag als Anreiz zu nehmen, um seinen persönlichen Dank, Lob, Wertschätzung, Achtung und Respekt auszudrücken. Fazit: Die Rede ist hier von ganz besonderen und außergewöhnlichen Familien-Poeten, die zu jedem runden und oft auch zu jedem unrunden Geburtstag eines Familienmitgliedes ein persönliches Geburtstagsgedicht kreieren sowie mit ganz viel Personalisierung entstehen lassen!

Wenn Sie damit ganz klar überfordert sind, so ist dies kein Grund, um zu verzweifeln – und auch dann nicht, wenn es Ihnen ganz wichtig ist, ein schönes Gedicht zum Geburtstag in Ihre nächste Gratulation einfließen zu lassen. Genau genommen gibt es einen großen Pool an fertigen Gedichten und Versen zum Geburtstag – unter anderem von namhaften Autoren sowie populären Dichtern und Schriftstellern, die uns großartige Werke und wundervolle Geburtstagspoesie hinterlassen haben, um diese heute, im 21. Jahrhundert, fleißig zitieren zu können.

Es gibt aber auch Situationen, in denen Geburtstags-Gedichte und Geburtstagsverse völlig Fehl am Platz sind – beispielsweise dann, wenn es um Jugendliche, Teenager und sehr junge Menschen geht, die mit dieser Art des Gratulierens und Widmens eher weniger anfangen können. 18-Jährige, Teenies und flippige Twens möchten keine Gedichte hinterfragen, sie sind auch oft gar nicht im Stande dazu, den Wert und die persönliche Bedeutung eines selbst gedichteten Geburtstagsgedichtes zu verstehen. Greifen Sie hier lieber zu lustigen Geburtstagssprüchen, regen Sie diese jungen Jubilare und Jubilarinnen zum Lachen an und versprühen Sie mit coolen Sprüchen zum Geburtstag gute Stimmung.

Zum Abschluss noch eine besonders witzige Idee für eine originelle Geburtstagsgratulation: Haben Sie schon mal daran gedacht, ein Gedicht zum Geburtstag musikalisch zum Besten zu geben? Wie wäre es, wenn Sie ein selbst geschriebenes Gedicht einfach nach der Melodie des Lieblingsliedes des Jubilars bzw. der Jubilarin trällern und darin das bisherige Leben verarbeiten bzw. gekonnt und gelungen musikalisch Revue passieren lassen? Damit sorgen Sie garantiert für DEN Volltreffer auf der nächsten Geburtstagsfeier – soviel ist sicher…